Unverpacktläden auf dem Vormarsch

AM 29. AUGUST SCHLIESST DAS VOITSBERGER GESCHÄFT "OFFEN-SICHTLICH UNVERPACKT EINKAUFEN". DENNOCH SCHIESSEN UNVERPACKTLÄDEN IN DER STEIERMARK WIE SCHWAMMERL AUS DEM BODEN - EINE ERFOLGSGESCHICHTE.

27. August 2020 - Produkte ohne Verpackung einzukaufen, wie noch zu Uromas Zeiten, war viele Jahrzehnte kaum möglich. 2014 eröffnete in Wien der erste Unverpacktladen in Österreich, 2016 folgte mit „Das Gramm“ der erste Laden in Graz. Über dreißig Geschäfte österreichweit, davon fünf alleine in der Steiermark, kamen nach. Auch wenn das „Offen-sichtlich unverpackt einkaufen“ in Voitsberg nach nur einem Jahr der Corona-Krise zum Opfer fällt, ist der müllfreie Einkauf ein Geschäftsmodell mit Potential, wie selbst die großen Einzelhandelsketten erkannt haben: Erste Abfüllstationen bei DM (4x in der Steiermark) und Interspar zeigen, dass die Richtung stimmt.

 

Stolze 42 kg Plastikmüll verursacht jede*r Österreicher*in pro Jahr, auch die Abfallmengen an Papier/Karton, Glas und Metall steigen kontinuierlich. Zwar kann man sich am Bauernmarkt schon seit jeher Obst und Gemüse lose in den Korb packen lassen, und auch so manches Reformhaus wie Matzer oder Brantner in Graz bietet ein unverpacktes Sortiment. Doch erst, seit der Trend zu plastikfrei und Zero Waste, also einem Leben mit möglichst wenig Abfall, sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, wird der unverpackte Einkauf zum Breitenphänomen.

 

Ware abfüllen, wiegen und bezahlen, so einfach ist der Ablauf im Unverpacktladen. Angeboten werden vor allem Grundnahrungsmittel, aber auch andere Dinge des täglichen Bedarfs. Wer die eigene Frischhaltebox, sein leeres Schraubglas oder Sackerl vergessen hat, für den werden Behältnisse bereitgestellt. Es ist kein langweiliger Einkauf, sondern vielmehr ein Eintauchen in ein neues / altes Lebensgefühl. Der Duft der offenen Lebensmittel und Gewürze, das meist trendige Ambiente und die persönliche Bedienung durch Inhaber*innen, denen eher die Bezeichnung Visionär*innen als Händler*innen zustünde, geben dem Begriff Customer Experience eine neue Bedeutung.

 

Der Wunsch nach unverpackter Ware ist mehr als ein urbaner Trend. Le Naturel in Eibiswald, unFAIRpackt in Voitsberg und die Berghofer Mühle in Fehring beweisen, dass das Modell auch in ländlicheren Gebieten seine Kunden – und Anhänger - findet. Ländliche Gemeinden ohne eigenen Nahversorger zeigen ebenfalls Interesse am Konzept Unverpacktladen. Im Niederösterreich beweist das „Unverpackt Wieselburg“ seit Jahresanfang, dass sogar ein Selbstbedienungsmarkt, völlig ohne Personal, die (müllfreie) Nahversorgung am Land gewährleisten kann.

 

Es ist zu erwarten, dass das Spektrum an Unverpacktläden steiermarkweit in den nächsten Jahren noch bunter wird. Die Zeit ist jedenfalls reif, das Interesse der Konsument*innen ist vorhanden.